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Die Geschichte der Rasse

Die Vorfahren des heutigen Hochlandrindes war aller Wahrscheinlichkeit nach das Vieh der indoeuropäischen, vorkeltischen Urbevölkerung Vorderasiens und Europas. Nach neuen archäozoologischen Erkenntnissen stammen sämtliche europäische Rinderrassen vom bos primigenius, dem vorderasiatischen Urrind, ab. 

Der Ur, wie sein richtiger Name lautet, wird etwas irreführend auch als „Auerochse“ bezeichnet. In der Fachliteratur wurde das Hochlandrind dem Exterieur (=Äußeren) nach als pseudoprimigen, von der Genetik her aber als brachycer bezeichnet. Diese Einordnung ist nicht mehr relevant, da das bos brachyceros neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen zufolge nämlich nie existierte.

Schon im Neolithikum gab es in Europa mindestens zwei weit verbreitete Landschläge: den balkanisch-donauländischen und den westmediterran-alpinen Rinderschlag. Das Hochlandrind, das aus dem westmediterran-alpinen Zweig hervorgegangen sein dürfte, wurde mittelbar auch vom balkanisch-donauländischen Schlag beeinflusst. Seine Vorfahren kamen wahrscheinlich mit der ersten neolithischen Ausbreitungswelle vor mehr als 4.000 Jahren nach Britannien. Eine Domestikation im heutigen Schottland ist jedenfalls mit Sicherheit auszuschließen.

Die Vorfahren des Hochlandrindes stammen unbestreitbar vom eurasischen Kontinent und waren bereits domestiziert, als sie die britischen Inseln erreichten. Die Kelten, die erst zwischen 900 und 300 v. Chr. nach Britannien kamen, gelten nicht nur als rauf- und reiselustig sowie als geschickte Handwerker, sondern auch als gute Viehzüchter. Wahrscheinlich haben sie die in Britannien bei ihrer Ankunft bereits heimischen Rinder genutzt, vielleicht auch mit ihrem mitgebrachten Vieh gekreuzt, und so zur Entwicklung des späteren Hochlandrindes beigetragen. Damit endet jedoch auch der Einfluss der Kelten.

In vielen Rassebeschreibungen findet man die Behauptung, das Hochlandrind habe sich aus einem „keltischen Ochsen“ entwickelt. Das ist, wie bereits dargelegt, unrichtig und außerdem unmöglich, da sich Ochsen bekanntlich nicht fortzupflanzen pflegen.

In der Abgeschiedenheit des schottischen Hochlandes und der westlich vorgelagerten Inseln, einem typischen Rückzugsgebiet, konnte sich im Laufe vieler Jahrhunderte aus dem neolithischen Ausgangsmaterial das Hochlandrind, wie wir es heute kennen, entwickeln. Die Vorfahren des Hochlandrindes mussten sich unter dem Druck der härtesten und effektivsten Zuchtmethode, der natürlichen Auslese, an die rauen, kargen und harten Bedingungen ihrer Zweitheimat anpassen. Da das Hochlandrind züchterisch nur mäßig bearbeitet wurde, behielt es bis heute weitgehend seine ursprünglichen Eigenschaften und Merkmale. Es wird daher zu Recht den Robustrinderrassen zugeordnet. Ursprünglich dürfte es eine Vielzahl stark unterschiedlicher Schläge des Hochlandrindes gegeben haben, die im Laufe der Zeit zu einer Rasse verschmolzen.

So war zum Beispiel das Kyloe immer schwarz, klein und struppig. Ein anderer urtümlicher Schlag von gleichfalls schwarzen, aber etwas größeren Hochlandrindern soll nur jedes zweite Jahr gekalbt haben. In geschichtlicher Zeit war unbestritten das schottische Hochland nebst den im Westen vorgelagerten Inseln die Heimat des Hochlandrindes. Es wird im deutschsprachigen Raum daher vielfach als „Schottisches Hochlandrind“ bezeichnet, obwohl die wörtliche Übersetzung von Highland Cattle nur „Hochlandrind“ oder „Hochlandvieh“ lauten kann. Sogar die Schotten selbst nennen ihr „Nationalrind“ wahrheitsgemäß Highland Cattle. Seit 1885, also seit mehr als 120 Jahren, wird es im Herdebuch der Highland Cattle Society geführt.

Durch diese langjährige züchterische Betreuung kam es zu einer gewissen Vereinheitlichung der Rasse. Trotzdem findet man auch heute noch neben kleinrahmigen und leichteren, auch großrahmigere, schwerere Schläge. Bemerkenswert ist der Umstand, dass Hochlandstiere in Schottland schon seit etwa 120 Jahren gezielt und erfolgreich auf Gutmütigkeit selektiert werden.

Entnommen aus „Robustrinder“ mit freundlicher Genehmigung des österreichischen Agrarverlag.