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Das Jahr 1985 – Beginn der Hochlandrinderzucht in Österreich

Bei der Rasse Hochlandrind lässt sich in Österreich in den letzten 20 Jahren ein rasanter Aufstieg verzeichnen. Hochlandrinder sind die Erfolgsgeschichte der österreichischen Fleischrinderzucht.

Dies hat verschiedene Gründe. Mit 17 ha durchschnittlicher Betriebsgröße liegt Österreichs Landwirtschaft knapp unter dem EU- Durchschnitt. Zum Vergleich: In Deutschland liegt die durchschnittliche Betriebsgröße bei 45 ha, in Großbritannien gar bei 67 ha. Aufgrund dieser ungünstigen Betriebsstrukturen sind in Österreich seit Jahren immer mehr Betriebe gezwungen, die Landwirtschaft aufzugeben oder in den Nebenerwerb zu gehen. Die Gesamtanzahl der landwirtschaftlichen Betriebe nahm vom EU-Beitritt Österreichs 1995 bis 2005 um 49.508 Betriebe oder 20,7 % ab. Die Hochlandrinderzucht als Alternative – vor allem in bergbäuerlichen Regionen – ist sicher kein ,,Allheilmittel´´, aber sie stellt eine gute Möglichkeit dar, die Landwirtschaft auf vielen Höfen in geeigneter Art und Weise weiterhin auszuüben, den Boden bereit zuhalten, und nebenbei ein wertvolles Naturprodukt zu erzeugen, mit dem man durchaus Geld verdienen kann. Knapp 60% der landwirtschaftlichen Nutzfläche Österreichs ist wirtschaftliches Grünland bzw. extensiv genutztes Grünland (Almen und Weiden). Das sind traditionell Milchproduktionsgebiete unterschiedlicher Intensität. Österreich hat noch keine lange Geschichte in der Mutterkuhhaltung und der Fleischrinderzucht.

Es gab in Österreich keine auf Fleisch spezialisierte Rasse. Nur die alten Dreinutzungstypen wie das Waldviertler Blondvieh, Murbodner, Pinzgauer, Fleckvieh etc. Sie mussten Milch geben, den Pflug ziehen können und genügend Fleisch haben. So bot sich das Hochlandrind als echte Fleischrasse und genügsame Alternative geradezu an.

Frau Liselotte Engelhofer brachte 1985 die ersten Hochlandrinder nach Österreich. Importe der Züchter Feuerstein, Ortner, Fenzl und anderer folgten. Ing. Wolfgang Müller gründete 1985 den Österreichischen Zuchtverband für schottische Hochlandrinder, der wenig später in die Arge österreichischer Hochlandrinderzüchter umbenannt wurde.  

Die ersten Jahre waren nicht leicht. Das Hochlandrind und die ARGE hatten mit erheblichen Anfeindungen zu kämpfen und bekam so gut wie keine Unterstützung seitens der Agrarbürokratie. Schließlich gelang es 1991 die Anerkennung der Rasse Highland Cattle unter dem Namen schottisches Hochlandrind durchzusetzen. Seit damals spricht man in Österreich vom Hoch-landrind und nicht mehr vom Highland Cattle.

Die ARGE hat heute 290 Mitglieder und 120 Highlandbeef-Anbieter. Die Gründung der ARGE Fleischrinder erfolgte erst 1994. Erst seit damals gibt es genaue Erhebungen über die Tierzahlen. Im Jahre 1994 gab es in ganz Österreich 178 Hochlandrinder-Züchter mit 563 Mutterkühen. Schon 2005 zählte man 322 Zuchtbetriebe mit 1.768 Kühen.

Schon sehr früh dachte man in Österreich an die Fleischvermarktung. Der Vermarktungsausschuss der ARGE nahm seine Arbeit bereits 1988 auf. Dem ARGE-Vorstand war klar, dass auf die Dauer ein Zuchttiermarkt nur bestehen kann, wenn es eine starke Nachfrage nach, bzw. eine erfolgreiche Vermarktung von Fleisch gibt. So wurde schon im Jahre 1988 die geschützte Marke ,,Highlandbeef“ für die Mitglieder der ARGE geschaffen.

Derzeit vermarkten 84 Mitgliedsbetriebe ihr Fleisch unter unserer Marke. Ich glaube, dass wir mit dem erfolgreichen Nischenprodukt „Highlandbeef“ auf dem richtigen Weg sind, denn Produktqualität wird heute von vielen Landwirten als Chance gesehen.  

Selbstverständlich hat sich auch bei der Zucht und dem Zuchtziel in den letzten Jahren einiges getan. Zu Zeiten der ersten BSE-Krise Anfang der 1990ziger Jahre war es sinnvoll, den Zuchtviehimport zu unterbinden. Heute in Zeiten des freien EU-Marktes ist dies nicht mehr möglich. Obwohl wir in Österreich schon über einen Tierbestand von über 13.000 Hochlandrindern verfügen, ist ein Austausch von erfolgreichen Blutlinien wünschenswert. In Österreich kommt diese Zufuhr neuen Blutes momentan hauptsächlich aus Deutschland und Schottland.

Gute Verbindungen bzw. Zuchttierexporte gibt es seit einiger Zeit in die Länder Deutschland, Luxemburg, Italien, Schweiz, Slowakei, Ungarn, Slowenien und Südtirol.
Wir sind uns der Verantwortung unserer Schlüsselposition wohl bewusst, und um züchterisch mehr Möglichkeit zu bieten und niemanden einzuschränken, wurde schon im Jahre 2003 das Zuchtziel von den Gewichten her angehoben, um der Genetik mehr Spielraum zu bieten.

Bekanntlich gab und gibt es auch in Schottland je nach Gelände größere oder kleinere Schläge. Dennoch, hohe tägliche Zunahmen, schneller Wuchs, hohe Endgewichte und die Kreuzbeinhöhe sollen und dürfen nicht das wichtigste Kriterium der Hochlandrinderzucht werden. Untypisch hohe Gewichte und damit höhere Futteransprüche sind abzulehnen!  

Alle Bemühungen aus dem Hochlandrind eine Intensivrasse zu machen sind zu verhindern. Die wertvollen rassetypischen Eigenschaften unserer Hochlandrinder müssen unbedingt erhalten bleiben. Wer das nicht verstehen will, der hat einfach die falsche Rasse gewählt.

Bei der österreichischen Bundesfleischrinderschau 2005 konnte man einen guten Eindruck über den Stand der österreichischen Hochlandrinderzucht gewinnen. Es waren annähernd 40 Tiere aufgetrieben. Der Richter Friedrich Averbeck war überrascht von der hohen Qualität der Hochlandrinder als größter Rassenblock der ganzen Schau, die mit Ihren erstaunlich dichten Gruppen sicherlich zur internationale Spitze zählen.

Die Zahl der Fleischrinderzüchter ist in Österreich 2004 auf 1639 Betriebe gestiegen. Jene der Herdbuchkühe auf 13.152. Mit Abstand häufigste Rasse ist das Fleckvieh, gefolgt von Hochlandrind, Pinzgauer und Limousin. Die Fleischrinderzucht in Form der Mutterkuhhaltung als extensiver Betriebszweig nimmt immer mehr zu. Die österreichische Mutterkuhquote von 375.000 Tieren ist jedoch mit 270.000 Stück bei weitem noch nicht ausgenützt.